Wen haben wir denn da?
Wen haben wir den da?
Diese Frage stellen wir uns häufiger … auch wenn wir hin und wieder mal gußfrische Schriften bei Rainer Gerstenberg (dem letzten gelernten Schriftgießer Europas!) kaufen, ist der Hauptteil unseres Bestand an Blei- und Holzschriften aus Verkaufsplattformen wie eBay oder Druckerei- und Haushaltsauflösungen zusammengekauft.
Oftmals haben die Setzkästen in denen die Schriften ruhen dann keine oder mitunter unzuverlässige Beschriftungen. Hier ist dann mitunter Detektivarbeit gefragt, wenn es sich um seltene oder sehr alte Schriften handelt. Aufschluss geben hier oftmals alte Schriftmusterbücher, von denen wir einige in physischer Form besitzen.
So auch das Standardwerk für den deutschsprachigen Raum, das »Handbuch der Schriftarten« (Albrecht Seemann Verlag Leipzig, 1926) welches einen Großteil der von deutschen Schriftgießereien bis ca. 1939 hergestellten Schriften abdeckt. Leider konnten in diesem kleinen Taschenbuch nicht alle Lettern der jeweiligen Schriften abgedruckt werden, so dass die Unterscheidung sehr ähnlich aussehender Schriften hier nur sehr schwer möglich ist: den Lettern des abgedruckten Wortes (Hamburg) fehlt es mitunter an Unterscheidungsmerkmalen. Hier wären Buchstaben wie f, k, q und z hilfreicher gewesen.
Hier helfen dann Online-Plattformen wie z.B. typografie.info oder auch die noch im Aufbau befindliche Seite letterlibrary.org weiter. Auf typografie.info kann man Schriftmuster bzw. Bilder der unbekannten Schrift hochladen und in der Regel helfen binnen kurzer Zeit die fachkundigen Community-Mitglieder weiter oder geben entscheidende Hinweise. Auf letterlibrary.org entsteht gerade ein großes Online-Archiv diversester Schriftmuster. Von Scans alter, gedruckter Schriftmusterbücher bis hin zu PDFs und Online-Schriftmusterseiten ist hier alles vertreten.
Und manchmal hilft uns auch der Zufall weiter: so kam es, dass vor einigen Jahren Hans Reichardt bei uns anklingelte. Hans Reichardt hat viele Jahre bei der Schriftgießerei D. Stempel AG gearbeitet und hat die Webseite www.klingspor-museum.de zusammen mit Otmar Hoefer ins Leben gerufen und dort sein immenses Wissen zum Thema Schriftarten einfließen lassen. Herr Reichardt stolperte auf Facebook über einen Post in der wir eine Schrift mit dem vermeintlichen Namen Admira vorstellten, so stand es zumindest auf dem Setzkasten. Seine Adleraugen haben jedoch sofort erkannt, dass es sich dabei um die Admiral der Schriftgießerei W. Woellmers handelte. Anscheinend hatte sich der vorherige Besitzer den Namen der Schrift nicht korrekt notiert.
Bei unseren letzten Akquisitionen ist wieder einiges an Schriften zusammengekommen, die noch auf eine einwandfreie Identifizierung warten. Nebenstehend sind einige Bilder von den hübschen unbekannten, vielleicht wisst Ihr ja um welche Schrift(en) es sich hier handelt. Wir sind für jeden Hinweis dankbar.